Einsamkeit
Ich habe keinen Menschen
Einsamkeit ist in der heutigen Zeit eines der größten seelischen Probleme. Unzählige Menschen leiden darunter. Einsamkeit ist wie dunkle Nacht, in die kein Lichtstrahl fällt. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden kommt sie über einen. Dann wird sie zur eisigen Kälte, die den Wänden hochkriecht und ihren nebligen Schleier um die Seele des Menschen legt. Viele Menschen suchen einen Ausweg, indem sie ihre Freizeit vor der Flimmerkiste verbringen oder ihren Kummer im Alkohol ertränken. Aber bringt das eine Lösung?
Wann fühlt sich ein Mensch einsam?
Einsam fühlt sich der Mensch, wenn niemand da ist, mit dem er reden kann, bei dem er sich aussprechen kann, der ihm zur Seite steht und hilft. Wenn er niemanden hat, an dem er sich mit seinen Sorgen wenden kann, dann zehrt ihm die Einsamkeit auf.
In der Bibel wird von einem Mann berichtet, der 38 Jahre lang krank war und wegen seiner Krankheit nicht laufen konnte (Johannes 5,1-16). Obwohl dieser Mann unter vielen Kranken lag, hatte er niemanden, der ihm half. Mitten in der großen Masse war er allein gelassen. Als Jesus sich ihm zuwandte und ansprach, schrie er seine ganze Not heraus: „Ich habe keinen Menschen!“ Hier wird eine Not ausgesprochen, unter der viele Menschen leiden. „Ich bin allein. Kein Mensch besucht mich. Keiner mag mich. Ich fühle mich total abgelehnt. Ich habe keinen Menschen.“
Man fragt sich manchmal, wie es nur möglich ist, dass in einer Massengesellschaft des 21. Jahrhunderts viele Menschen vor Einsamkeit zugrunde gehen.
Woher kommt Einsamkeit?
Der Mensch ist so angelegt, dass er andere Menschen braucht. Er ist dazu bestimmt, in Beziehungen mit anderen zu leben. Er ist ein Gemeinschaftswesen.
In der Bibel (1. Mose 2,18) lesen wir:
„Es ist nicht gut für den Menschen allein zu sein. Ich will ihm ein Wesen schaffen, das zu ihm passt.“
Der erste Mensch, Adam, war zunächst allein. Zwar gab es die verschiedensten Tiere, aber die konnten dem Menschen nicht zur Seite stehen, bei denen konnte er sich nicht aussprechen. Er brauchte aber jemanden, mit dem er Gemeinschaft haben kann und der ihm eine Hilfe ist. So stellte Gott fest: „Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist!“ Gott selber macht diesem Zustand des Alleinseins ein Ende, indem er dem Menschen ein Gegenüber schafft, das zu ihm passt. Mit Eva wurde dem ersten Menschen eine Partnerin gegeben, eine Hilfe, ein Beistand, ein Mensch, mit dem er Gemeinschaft haben kann.
Der Mensch ist dazu bestimmt in Gemeinschaft mit Gott und in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu leben. Der Mensch selber aber hat die Gemeinschaft mit Gott aufgekündigt. Damit hat er seine eigene Bestimmung verloren. Die Beziehung zu Gott wurde zerstört, dadurch traten Beziehungsstörungen der Menschen untereinander auf. Diese Störungen haben die Einsamkeit zur Folge. Einsamkeit ist ein Zeichen von Beziehungsstörungen. Der Mensch lebt nicht mehr in Verantwortung für andere, sondern denkt nur noch an sich selbst.
Formen der Einsamkeit
Vorübergehende Einsamkeit
Sie kann jeden überfallen und ist nur von kurzer Dauer. Sie ist eine momentane seelische Stimmung. Aus dieser einsamen Phase findet jeder von alleine heraus.
Situationsbedingte Einsamkeit
Sie ist die Folge eines einschneidenden Lebensereignisses wie Scheidung, Tod eines geliebten Menschen oder ähnliches. Solche Einsamkeit kann über ein Jahr dauern. Dauert sie noch länger an, dann kann sie zur chronischen Einsamkeit führen.
Chronische Einsamkeit
Sie dauert länger als zwei Jahre an. Chronisch einsame Menschen sind oft der Überzeugung, dass an ihrer Situation nichts mehr zu ändern ist. Das führt meist zu Resignation und Verzweiflung.
Ursachen der Einsamkeit
Für Einsamkeit gibt es viele Ursachen
Krankheit
In der Bibel wird von einem Menschen berichtet, der war 38 Jahre krank, körperbehindert in schwerster Form war – und er war allein gelassen (Johannes 5,1-16). Niemand kümmerte sich um ihn. Hatte er keine Angehörigen? Sonst niemanden? Der Kranke hatte niemanden, der ihm half, mit dem er reden konnte, bei dem er sich aussprechen konnte, der ihm zur Seite stand. Aber Jesus wandte sich diesem einen Kranken zu. Er sah ihn, ging nicht an ihm vorüber, sondern auf ihn zu und sprach ihn an. Jesus wurde für diesen einen zu demjenigen, der half. Seine wirkliche Hilfe gipfelte schließlich darin, dass er den Kranken heilte. Zwar blieb dieser Mann weiterhin allein, aber er hatte etwas erfahren, was ihn trägt: die Liebe Jesu. Sollte er auch weiterhin keinen Menschen haben, der ihm zur Seite steht, einer aber ist für ihn da: Jesus.
Vorurteile – Verachtung
In der Bibel, im Johannesevangelium, wird nicht nur von diesem kranken Mann berichtet, sondern auch von einer Frau aus Samaria (Johannes 4,1-42). Diese Frau war fünfmal verheiratet gewesen und nun lebte sie mit dem sechsten Mann zusammen, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Auf Grund dieser Lebensweise stieß sie bei den anderen auf Vorurteile und wurde von ihnen verachtet. Es fällt auf, dass sie um die Mittagszeit zum Brunnen geht und dass sie allein kommt. Normalerweise versammelten sich in der damaligen Zeit die Frauen am Nachmittag oder am Abend am Brunnen, um gemeinsam Wasser zu schöpfen und um miteinander zu reden. Sie aber kam allein. Die Samariterin wurde wegen ihres Lebenswandels von anderen gemieden. Das führte sie in die Isolation. Sie war einsam.
Gegenüber Jesus spricht sie die wirkliche Situation ihres Lebens aus: „Ich habe keinen Mann.“ Gerade in diesem Ausspruch liegt der ganze Jammer ihres Lebens. Sie wollte der Einsamkeit entfliehen und hat sich deswegen immer wieder einen Lebensgefährten gesucht und doch nicht die Erfüllung ihres Lebens gefunden. Fünf Männer hatte sie früher gehabt und mit dem sechsten, mit dem sie nun zusammenlebte, war sie nicht verheiratet. Immer wieder hat sie in dem „Mann“ die Geborgenheit, die Liebe, die Sinnerfüllung des Lebens gesucht – und doch nicht gefunden.
Nun begegnet sie Jesus vor der Stadt am Brunnen. Jesus bricht die Einsamkeit auf, indem er sich dieser Frau zuwendet. Alle anderen machen einen großen Bogen um sie – Jesus nicht. Er spricht sie an, deckt aber auch ihre Schuld auf, ohne sie zu verurteilen oder zu verletzen. Er nimmt sie an, hält sie aus. Sie merkt, dass sie mit ihrer Sehnsucht nach Lebenserfüllung nicht allein gelassen ist. Durch Jesus erfährt sie Vergebung. Das befreit sie zu neuem Leben.
Alter
Viele Gleichaltrige sterben. Dadurch wird der Freundeskreis alter Menschen kleiner. Senioren fällt es schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Es wird „still“ um diese Menschen. Oft sind sie allein „in ihren vier Wänden“.
Alleinstehende
Alleinstehende haben nie die Lebenserfüllung gefunden, die ein Mensch durch die Ehe haben kann. Die Sehnsucht nach einem Lebensgefährten, nach Zweisamkeit, menschlicher Wärme brennt in ihnen wie loderndes Feuers. Gerade in den Abendstunden und Nachts wird für sie die Einsamkeit zu einem existenziellen Problem.
Ursachen, die im Menschen selber liegen
Durch seelische Ursachen oder persönliches Fehlverhalten bauen Menschen „Dämme“, die den Betroffenen hindern, in Beziehung mit anderen zu treten und zu leben, oder die bestehende Beziehungen zerstören.
Solche „Mauern“ können sein:
- Befürchtungen, sich nicht richtig zu verhalten oder etwas Falsches sagen,
- Angst, ausgelacht zu werden,
- Menschenfurcht,
- Unversöhnlichkeit,
- Rechthaberei,
- Besserwisserei,
- Kritiksucht,
- Enttäuschungen usw.
Wege aus der Einsamkeit
Jeder Mensch braucht einen guten Freund, der zu ihm steht, ihm zuhört, ihm hilft. Jesus will dieser Freund sein. Er lädt Menschen ein, die auf der Suche nach sinnvollem Leben sind und speist sie nicht mit vorgefertigten Argumenten oder lieblosen Sprüchen ab. Christus holt sie in ihren Lebenssituationen ab, nimmt sie ernst und weist ihnen den Weg zum Glauben. In der Menge sieht er immer den Einzelnen. Dem gilt seine ganze Zuwendung und Liebe.
Aus der Einsamkeit kann der Mensch nur herauskommen, wenn seine Beziehung zu Gott wieder in Ordnung kommt. Das ist durch Jesus möglich. Am Kreuz von Golgatha hat er die Sünde aus den Weg geräumt, die uns von Gott trennt. Dadurch können wir wieder ganz neu in Beziehung zu Gott treten und in Gemeinschaft mit ihm leben. Wenn diese Beziehung in Ordnung ist, dann hilft uns Jesus, unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen in Ordnung zu bringen.
Wenn wir Jesus vertrauen und mit ihm leben, dann wird er uns ein wahrer Freund sein. Er will uns aus der Einsamkeit herausholen. Wir können ihm alles sagen, was uns belastet. Er wird uns anhören und helfen. Seine Nähe will uns beglücken.
Für Christen ist die Gemeinde ein Zuhause. Hier finden sie Menschen, mit denen sie Gemeinschaft haben können. Und wenn sie selber, sei es durch Alter, Behinderung oder Krankheit, das Haus nicht mehr verlassen können, dann sind Menschen da, die sie besuchen. Vorausgesetzt die christliche Gemeinde orientiert sich an Jesus und führt auch Besuche durch. Nicht jede Gemeinde tut dies.
Sollte kein Mensch da sein, an den man sich wenden kann, mit dem man Gemeinschaft haben kann, so ist immer noch Jesus da. Er lässt keinen allein.
Einzelne Schritte, die aus der Einsamkeit heraushelfen:
- Gemeinschaft mit Jesus suchen durch Gebet
- Kontakt zu einer christlichen Gemeinde suchen
- Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen
- Barrieren abbauen, die von Menschen trennen
- Brücken zu anderen Menschen bauen
- Selber Hausbesuche machen